Freitag, 18 September 2015
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Anatomie TorsoVielleicht als erste Frage, was ist die Biodynamische Craniosacrale Therapie (biodynamische Cranio) eigentlich? Als ausgebildeter Vesseling Practitioner hatte ich ursprünglich sehr wenig Interesse andere energetische Schulen besser kennenzulernen (etwas Naivität und Vesseling ist tatsächlich sehr effektiv). Körperarbeit interessierte mich noch viel weniger. Allerdings war mir auch sonst so einiges unklar, deswegen ging ich zu einer energetischen Beraterin (technisch gesehen, ein Medium), welches ich nebenbei gesagt auf Anfrage gerne weiterempfehle. Jedenfalls riet sie mir, falls ich es denn noch nicht tue, jetzt aber schnell mit Cranio zu beginnen. Nun hatte ich davon überhaupt keine Ahnung, hatte das gelegentlich gehört und als so eine Sache für Schrei-babys abgelegt, etwas für bei der Geburt verschobene Knochen. Oder vielleicht für Leute die sich nicht wirklich für Heilung interessieren sondern eine mechanische Reparatur bevorzugen. Trotzdem meldete ich mich spontan zu einem Einführungskurs in Biodynamischer Craniosakraler Therapie an (noch immer ahnungslos) und war vom ersten Tag an maßlos überrascht. Nicht nur sind die Philosophien zwischen Biodynamischer Cranio und Vesseling sehr gut kompatibel, die Cranio ist eine enorm bereichernde Technik um diversen körperlichen und seelischen Thematiken auf den Grund zu gehen und sie ursächlich aufzulösen.

Im Kern der Biodynamischen Craniosacralen Therapie steht der Respekt vor dem Klienten

Die Biodynamische Craniosacrale Körperarbeit verbindet anatomisches Wissen mit einem dynamischen Konzept, welches den Körper eben als dynamisches System versteht sodass physische Veränderungen an sehr anderen Orten Effekte (etwa Schmerzen) auslösen können. Beispiele sind etwa Schonhaltungen, unbewusste Korrektur der Wirbelsäule oder ein Zug der Faszien (Bindegewebe). Etwa Schmerzen in der Halswirbelsäule die eigentlich auf Probleme im Beckenbereich zurückgeführt werden können. Die Ursächlichkeiten dafür mögen mehr auf der physischen sowie auf der energetischen Seite liegen, in jedem Fall stehen einem Cranio Therapeuten jeweils passende Werkzeuge zur Verfügung.

Das Wesentlichste aber ist die Grundhaltung eines Cranio Therapeuten die mich sofort voll für diese Methode eingenommen hat und die in gewisser Weise den Kern der Sache ausmacht. Das Grundverständnis ist, dass der Körper des Klienten schon danach strebt gesund zu sein, der Therapeut ist lediglich dafür da auf diesem Weg zu begleiten und gegebenenfalls zu helfen Hindernisse zu entfernen. Oft geht es tatsächlich darum sich aus dem Weg einer wahrgenommenen Dynamik zu halten, nur als entfernter Beobachter zu wirken.

Das führt zu einem Verständnis der Demut vor den inneren Ressourcen des Kienten, vor seinem inneren Wesen. Demut, die ausdrückt dass ich kein Heiler bin, er kein Kranker, sondern dass ich ein Wesen begleite, es aber im Kern selber am besten weiß was zu tun ist. Wir treffen uns auf einer Ebene.

Demut vor der Methode aber auch deswegen weil mir bewusst wurde, dass die Anatomie durchaus einen großen Unterschied machen kann. So wie beim Vesseling Chakren ausgewählt werden ist die Wahl der anatomischen Struktur im Cranio von großer Bedeutung, weil unterschiedliche Strukturen sehr unterschiedliche Geschichten und Dynamiken haben können. Grundsätzlich kann man diese auch von anderswo am Körper berühren (etwa von den Füßen aus, oder durch den klassichen Kapselgriff am Kopf), die Dynamiken die sich entfalten können aber recht andere sein. Speziell physische Prozesse können durch bestimmte Griffe oder den direkten Zugang zu einzelnen Strukturen sehr anders und deutlich ausgeprägter sein. Zu einem gewissen Teil vielleicht auch schlicht durch die Erfahrung des Klienten physisch berührt zu werden, als Erinnerungshilfe sozusagen.

Während man in der Cranio bei Bedarf auch rein energetisch arbeiten kann ist sie durch den anatomischen Kontext stark mit Medizin und Biologie vernetzt. Das macht sie zur Körperarbeit und da kommt sie eigentlich her. Viele Dynamiken haben mit der fötalen/embryonalen Entwicklung zu tun. Insofern ist sie schlicht immens breit aufgestellt, wird kontinuierlich weiterentwickelt und erlaubt für einen bestimmten Klienten intuitiv die geeignete Begleitung bereitzustellen.

Die Cranio als gelebte Jetzt-Meditation

Eine Vermutung, und in meinem eigenen Erleben eine Erkenntnis, was ich da eigentlich wirklich tue in einer Cranio Behandlung, kam mir allerdings erst als ich mir aus einer spontanen Motivation heraus Jetzt! Die Kraft der Gegenwart von Eckhart Tolle als Hörbuch kaufte. Am Buch war ich etwa zwei Jahre zuvor an den ersten Seiten gescheitert. Die Bedeutung seiner Weltsicht im Kontext der Cranio fand ich enorm inspirierend. Mir ging auf, dass die grundsätzliche Haltung der Cranio, gestärkt durch die three-body Meditation (eine Meditationsform die der Vorbereitung dient), die Bewertungslosigkeit, die Existenz und Anwesenheit gleichzeitig innen und außen, der Ansatz zum fühlenden Erkennen, eine Jetzt Meditation ist, die Anwesendheit in der Gegenwart. Daraus ergibt sich für mich die persönliche Überzeugung was es eigentlich ist das in der Cranio Heilung erlaubt, und wie ich es wahrnehme ist es sehr zentral die Jetzt-Gegenwart des Therapeuten. Diese erlaubt den Strukturen des energetischen und physischen Körpers sich zu erinnern was sie sind und abzustreifen was sie nicht sind.

Ich glaube dass die Heilkraft eines Therapeuten (vielleicht besser: des Anwenders) daher von der Intensität seiner Gegenwärtigkeit abhängt. Man könnte auch sagen, von seiner fühlenden, unaufdringlichen, niemals bewertenden Präsenz im Jetzt.

Ich sehe die Biodynamische Cranio damit als eine gelebte Jetzt-Meditation, sie dient dabei sowohl dem Klienten wie auch dem Anwender. Abgesehen davon spielt selbverständlich auch das Loslassen der wahrgenomenen Dynamik eine bedeutende Rolle, ein Prozess der durch die bewertungsfreie Betrachtung eingeladen wird. In das Drama eines Klienten einzutauchen, von mitfühlend zu mitleidend zu werden, würde bedeuten die Dynamik festzuhalten statt sie gehen zu lassen.

Anmerkung: Als Energetiker können und dürfen wir keine Krankheiten therapieren. Daher betrachten sie die Cranio in unserer Praxis bitte als Biodynamische Craniosacrale Körperarbeit, explizit nicht als Biodynamische Craniosacrale Therapie.

Montag, 14 September 2015
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In der spirituellen und auch esoterischen Literatur wird der Annahme (d.h., der Bereitschaft einen Zustand anzunehmen) oft großer Raum gegeben. In eigener Erfahrung habe ich jedoch erlebt, dass oft einfach nicht klar ist worum es dabei eigentlich geht. Und insbesondere, wie und wann man das machen sollte, dieses ominöse Annehmen. Weil ich die große Effektivität dieser Haltung aber auch für akute physische Schmerzen hautnah miterlebt habe möchte ich meine Erfahrungen hier teilen.

Was also ist Annahme?

Annahme bedeutet die Dinge so anzunehmen wie sie jetzt gerade sind. Sie werden so erlebt wie es eben gerade ist, ohne sich gegen das Erleben zu wehren. Das bedeutet aber durchaus nicht, daß man es so gut finden muß. Annehmen bedeutet nicht unangenehme Lebensumstände einfach hinzunehmen. Annahme hat mit Passivität oder Ertragen nichts zu tun. Es geht lediglich um die Art des Erlebens und die bewusste Entscheidung zu handeln oder auch nicht.

Die Grundlage ist wirklich recht einfach: Wenn die Lebensumstände gerade nicht passen, verändere diese wenn es geht. Wenn nicht, dann denk auch nicht darüber nach, es sein denn um eine konkrete Lösung zu finden. Wenn gerade keine sinnvollen Schritte eingeleitet werden können um die Situation zu verbessern, dann ist das eben gerade so. Oft ist es schlicht am besten auf eine Veränderung der Situation zu warten, und dann zu handeln. Sie mögen meinen, dass über eine Lösung nachzudenken der konkreten Lösung dient. Theoretisch könnte das so sein, wenn sie ein sehr diziplinierter Denker sind. Diszipliniert insofern als sie wirklich nur so viel denken wie der Lösung dient. Im Normalfall entwickelt sich daraus jedoch nur ein Prolembewusstsein. Und damit meine ich ein Bewusstsein das sich gedanklich permanent um Probleme dreht, um Aspekte der Lebenssituation die man nicht mag, gegenwärtig konkret nicht ändern kann oder will. Ein Problem entsteht also wenn man sich aus der Gegenwart entfernt und in einem gedanklichen Konstrukt, oft ohne wirkliche Lösungsintention, verharrt. Viele Jetzt Lehren drehen sich um die Frage wie man sich bewegt und doch nicht in dieses Problembewusstsein verfällt.

Ein praktisches Beispiel aus eigener Erfahrung:
Flußgarten im FrühlingWährend meiner Vesseling Ausbildung gab es einen Tag an dem ich immer wieder etwas Rückenschmerzen hatte, aber eher geringfügig. Einige Jahre zuvor hatte ich mich bei einem Projekt im heimatlichen Fluss einem Felsen nicht unähnlich dem rechts gezeigten, überhoben und irgendetwas in meiner Wirbelsäule verschoben, mit deutlichen Lähmungserscheinungen in einem Bein. Das waren nun jedoch nur leichte Schmerzen in der Lendenwirbelsäule, wie sie Schreibtischarbeiter wie ich immer wieder haben. Ich dachte überhaupt nicht an die damalige Verletzung, trotzdem behandelte ich die Schmerzen schamanisch und siehe da, keine Schmerzen mehr. Ich war glücklich! Am Abend begann also unsere übliche Party (soetwas spielt beim Vesseln eine bedeutende Rolle, um dem Spaß und Leben Raum zu geben). Beim Tanzen begannen die Schmerzen wieder etwas, wurden schlimmer, wie von einem beleidigten Ischias. Eine Kollegin zog mich auf die Tanzfläche, ich dachte was solls, tanzte weiter, mehr Schmerzen. Und hier meine erste bewusste Entscheidung: Annehmen! Gut gemeint, aber grundlegend falsch. Das war eher Sturheit und der Wille meinen Körper zu ignorieren. Bald darauf wurde es wirklich übel, bei jedem Hopser hatte ich den Eindruck mir einen Nerv abzuklemmen. Ich beendete die Party für mich, und kam noch gerade so in mein Bett, unterwegs setze schon mein linkes Bein aus. Ich nahm zwei Schmerzmittel mit abschwellender Wirkung. Der Zustand kam mir schon recht übel vor, hoffte aber, dass eine allfällige Schwellung die auf die Nerven drücken könnten damit verschwinden würde. Ein paar Stunden später wurde ich wach, mit nun wirklich üblen Schmerzen. Keine Spur von Schmerzmittel zu spüren. Ich konnte nicht mehr aus dem Bett und die einzige Haltung die irgendwie erträglich schien war eine halb-fötal kauernde Positon. Diese ganze Geschichte hat noch eine andere Bedeutung für mich, die mit den tagsüber behandelten Themen zu tun hat und dem Gefühl vollkommen allein und verloren zu sein als ich dort im Bett lag. In meinem Geist kochte Panik hoch, ich sah mich einem niederländischen Skalpell ausgeliefert mit der guten Aussicht auf permanente Lähmung. Der Aspekt um den es mir hier aber geht ist wie es dann weiterging. Der einzige Mensch in Reichweite war mein Zimmerkollege, ein sehr netter Typ, der nebenbei auch in einer Ausbildung zum Keltenschamanen war. Jedenfalls blieb er cool und wir entschieden uns eine Vesseling Behandlung durchzuführen. Die Alternative die ich dort im Bett liegend sah war auf einem OP-Tisch zu landen, und das war keine Option die ich bevorzugt nehmen wollte. Man könnte das für Widerstand halten, soweit war es jedoch einfach eine bewusste Entscheidung für einen gewissen Weg. Jedenfalls, ich nahm in diesem Moment die Situation an, den Schmerz, dort in diesem Bett zu liegen. Der Katalysator war sicherlich die beginnende Vesseling Behandlung, mich dem Vetrauen zu übergeben. Jedenfalls, was dann passiert ist war erstaunlich und meine bis dahin persönlich stärkste Erfahrung was Annahme auch im Körper tun kann.

Ich richtete mich im Bett einigermaßen gerade, das tat alles noch immer böse weh, und ich begann in den Schmerz hineinzuatmen. Nicht dagegen, in den Schmerz, mit dem Schmerz. Dort veränderte sich mein Bewusstsein und ich erlebte zum ersten Mal wie es ist den Widerstand wirklich aufzugeben.

Wahrscheinlich waren auch eine ganze Menge Endorphine in meinem System. Jedenfalls wurde ich ruhig, die Behandlung war ebenfalls besonders, ich erlebte alles in einem Gefühl wunderbarer Ruhe und irgendwie angekommen zu sein. Vermutlich entspannten sich Muskeln in meinem Rücken, jedenfalls ließ der Schmerz sehr stark nach.

Als wir fertig waren hatte ich noch immer Schmerzen, aber sie waren deutlich geringer. Die panische Angst war verschwunden, und ich konnte wieder aus dem Bett klettern und humpelnd den Tag bestreiten (es war der letzte Seminartag) und weitgehend aus eigener Kraft mit dem Flugzeug nach Hause zurückkehren. Dort benötigte ich eine Weile mich zu erholen, mein Bein wieder normal benutzen zu können. Das physische Thema ist auch bis heute nicht ganz verschwunden, es ist eine Schwachstelle die ein Indikator für meinen inneren Zustand ist, wie auch für meine Tendenz vor dem Monitor zu hängen. Dessen ungeachtet, ohne diese damalige Entscheidung die Situation und insbesondere den Schmerz anzunehmen wäre ich nicht mal mehr aus dem Bett gekommen.

Ehrlich gesagt will ich niemandem empfehlen sich in vergleichbarer Situation genauso zu verhalten. Für mich war das ein wichtiges Erlebnis, wie sehr mein Widerstand gegen den Schmerz und insbesondere die Situation ansich meine Situation verschlimmerte. In der Annahme der Situation (Schmerz, mögliche Beschädigung meiner Wirbelsäule) die ich schlicht nicht ändern konnte und vermutlich auch durch die Vesselingbehandlung wurde ich wieder handlungsfähig. Ich wurde gegenwärtiger. Aber es war eine einzigartige Situation, und mein eigener Körper. Es war auch eine der eindrucksvollsten Gelegenheiten den Effekt einer Atemtechnik zu erleben.

Was ist dabei der Unterschied zum Ertragen? Die innere Haltung ist anders. Jemand der erträgt hat nicht angenommen, aus dem kontinuierlichen Widerstand gegen die Situation baut sich Leidensdruck auf. Manche Menschen ziehen aus Ihrem Leiden auch Identität (definieren und erfahren sich als leidend). Das führt dazu das Leiden festhalten zu wollen, denn wer könnte man ohne dieses sein? Ich halte Annahme für eine der wichtigsten spirituellen Übungen im Alltag schlicht wegen Ihrem unmittelbaren Effekt auf Lebensführung, Lebensqualität und Lebensfluss. Ganz besonders zentral ist sie für therapeutisch Wirkende.

In der Biodynamischen Craniosacralen Therapie sowie im Vesseling werden in Annahme der Situation und Loslassen der Widerstände zentrale Heilmechnismen gesehen. Tatsächlich sehe ich die Annahme der inneren Zustände so wie sie gerade sind als den ersten wichtigen Schritt fast jeder Heilung. Vielleicht ist es auch die zentrale Fertigkeit um wirklich in Bewegung bleiben zu können.